Polarlichter
am Jupiter: Der Mond Io schickt starke Plasmawellen in die
Jupiteratmosphäre und lässt diese leuchten. Mit Hilfe des
Hubble-Telekops haben deutsche und belgische Forscher spektakuläre
Bilder gemacht.
Beständig muss sich Io durch eine Art kosmischer Suppe kämpfen. Gut
420.000 Kilometer ist der Mond von seinem Planeten, dem Jupiter,
entfernt. Das ist zwar etwas mehr als die Entfernung zwischen unserem
Mond und der Erde, doch in Jupiterdimensionen gerechnet ist Io seinem
großen Beherrscher damit sehr nah - und das hat sichtbare Folgen:
Jupiter besitzt ein starkes Magnetfeld, durch das sich Io beständig
bewegt, und das starke Ströme in der Atmosphäre des Mondes induziert.
Sie reißen große Mengen an Materie aus Ios oberer Atmosphäre. Auf diese
Weise verliert der Mond jede Sekunde mehrere Tonnen Masse, die in einen
donutförmigen Plasmaring um den Jupiter wabern.
Bei seiner Reise durch die Plasmasuppe stört Io seinerseits die
Jupiter-Magnetosphäre: Starke Plasmawellen elektrisch geladener
Teilchen strömen in die Jupiteratmosphäre - und bringen sie zum
Leuchten. "Io footprint", heißt das Phänomen unter Plantenforschern.
"Diese Flecken leuchten so hell wie alle Polarlichter der Erde
zusammen", erklärt der Geophysiker Joachim Saur von der Universität
Köln im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE.
JUPITER UND IO:
POLARLICHTER UND PLASMADONUT
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Joachim Saur und Student Sven Jacobsen haben zusammen mit Kollegen der
belgischen Universität Liège die spektakulären Leuchterscheinungen
beobachtet. Dafür nutzten sie das Hubble-Teleskop. "Wir haben neben den
bereits bekannten Leuchtbereichen noch zusätzliche Leuchtpunkte in der
Jupiteratmosphäre identifizieren können", sagt Saur. Diese seien um den
Faktor zehn dunkler als die bisher bekannten Polarlichter. Schuld an
den jetzt entdeckten Leuchtzonen, sagt Saur, sind wahrscheinlich
Strahlen von schnellen Elektronen, die Io an den Jupiterpolen entstehen
lasse. Diese Elektronen würden auf anderen Bahnen durch die
Jupiteratmosphäre reisen als die bisher von Io bekannten
Teilchenströme. Dadurch käme der zusätzliche Leuchtbereich zustande.
Warum solche Effekte nicht auch beim Erdmond entstehen, dafür
gibt es eine einfache Erklärung: Zwar ist er nicht so weit von uns
entfernt wie Io von Jupiter - doch reicht das Magnetfeld der Erde
längst nicht so weit ins All.
chs